Universitäten und Hochschulen als Basis der Antarktisforschung

Die wissenschaftliche Arbeit an den Universitäten und Hochschulen ist eine der tragenden Säulen der deutschen Antarktisforschung. Sie trägt erheblich dazu bei, die großen aktuellen Fragen zur Rolle der Antarktis im Klimasystem zu klären – etwa die Frage, ob sich das Abschmelzen der Eisschilde ab einem bestimmten Kipppunkt unumkehrbar beschleunigen könnte, wodurch der Meeresspiegel rasch steigen würde. Fachleute an den Universitäten beschäftigen sich auch mit der Frage, in welchen Mengen das Südpolarmeer Wärme und Kohlendioxid aufnehmen kann oder wie sich die antarktischen Ökosysteme unter Klimastress verändern werden. Die Forscherinnen und Forscher an den Universitäten und Hochschulen sind heute international bestens vernetzt und arbeiten interdisziplinär zusammen. Dazu gehört auch, dass elf Delegierte aus Deutschland die deutsche Universitäts- und Hochschulforschung im Wissenschaftlichen Ausschuss für Antarktisforschung (Scientific Committee on Antarctic Research, SCAR) vertreten, einer Organisation, die die internationale Antarktisforschung initiiert, entwickelt und fördert. Deutschlandweit wird die universitäre Antarktisforschung übrigens über die Deutsche Forschungsgemeinschaft im SCAR-Nationalkomitee koordiniert, in dem Delegierte aus den Universitäten und andere Polarforscherinnen und -forscher zusammenarbeiten. In der vom SCAR-Nationalkomitee erstellten Polarforschungsagenda 2030 wird verdeutlicht, dass für ein umfassendes Bild der Veränderungen in den Polarregionen Erkenntnisse aus allen Forschungsfeldern kombiniert werden müssen, die sich mit den Polargebieten befassen – der Meeres-, der Atmosphären- und Eisschildforschung, der Biologie, den Geowissenschaften und den Sozialwissenschaften. Das SCAR-Nationalkomitee ist das Gremium, in dem sich die Beteiligten aus allen polaren Forschungsfeldern und aus den relevanten Bundeseinrichtungen treffen. Damit bietet es ein breites Forum für Austausch, für Diskussionen und für Initiativen.

Spezielle Logistik für raues Klima

Aufgrund der extremen Umgebungsbedingungen, die in der Südpolarregion herrschen, benötigt die Antarktisforschung mehr als andere Forschungsrichtungen spezielle logistische Lösungen und eine besondere wissenschaftliche Infrastruktur. Dazu gehören zum Beispiel der Forschungseisbrecher „Polarstern“ sowie die Polarflugzeuge und Polarstationen. Diese Infrastruktur steht insbesondere auch den Fachleuten der Universitäten und Hochschulen zur Verfügung. So fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit ihrem multidisziplinären Schwerpunktprogramm 1158 die Antarktisforschung der universitären Gruppen, indem sie ihnen die Nutzung der Logistik und Infrastruktur des Alfred-Wegener-Instituts, der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt oder des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie ermöglicht. Das Schwerpunktprogramm 1158 existiert seit fast 40 Jahren. Allein seit dem Jahr 2010 haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 48 Universitäten und Hochschulen eine Förderung erhalten. Derzeit sind 59 Anträge von Universitätsangehörigen bewilligt.

Forschung und Ausbildung

Die Antarktisforschung an den Universitäten und Hochschulen ist wichtig. Zudem wird hier der wissenschaftliche Nachwuchs ausgebildet. Dank der Förderung der universitären Forschung sind Themen der Polarregionen heute ein fester Bestandteil vieler Studiengänge. Dadurch steht der Polarforschung eine große Zahl an exzellent ausgebildeten und motivierten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern für die wachsenden Aufgaben zur Verfügung. Darüber hinaus vermitteln die Forscherinnen und -forscher an den Universitäten seit vielen Jahren der Öffentlichkeit Wissenswertes über die Polarregionen. Beispiele sind die Kinder-Unis oder die Erwachsenen- und Seniorenbildung. Dadurch ist das allgemeine Interesse an der Polarforschung deutlich gestiegen. Unterstützt werden diese Aktivitäten durch die Deutsche Gesellschaft für Polarforschung. Die Erkenntnisse der deutschen Universitäts- und Hochschulforschung haben wesentlich dazu beigetragen, die Rolle der Antarktis im Erdsystem zu klären sowie den Klimawandel realistisch einzuschätzen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Menschheit künftig die entsprechenden Gegenmaßnahmen ergreifen kann.