
Hintergrundfoto: Umweltbundesamt
Die Antarktis
Ein einzigartiger Lebensraum
Seit ihrer Entdeckung hat die Antarktis die Menschen fasziniert. Abenteurer brachen auf, um den eisigen Kontinent zu erforschen, Robbenjäger drangen in diese unbekannte Welt vor, um wertvolle Felle zu gewinnen. 1911 lieferten sich der Norweger Roald Amundsen und der Brite Robert Falcon Scott ein Wettrennen zum Südpol, bei dem Scott und seine Mannschaft starben. Auch heute noch fasziniert das Südpolargebiet die Menschen. Von Jahr zu Jahr reisen mehr Touristinnen und Touristen mit Kreuzfahrtschiffen an dieses ferne Sehnsuchtsziel. Und in den Forschungsstationen um die Antarktis überwintern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Vielen Menschen gilt die Antarktis als letzte Wildnis der Erde. Sie erstreckt sich über den Kontinent Antarktika und das ihn umgebende Südpolarmeer. Der antarktische Kontinent allein hat eine Küstenlinie von 32.000 Kilometern Länge. Im Winter bildet sich um ihn ein breiter Gürtel aus Meereis, wodurch sich die Fläche etwa verdoppelt. Im Sommer taut dieses Meereis wieder. Die Eisgrenze wandert also im Verlauf eines Jahres seewärts und wieder zurück.
Ein Kontinent der Superlative
Das riesige Gebiet um den Südpol ist eine Region der Extreme und Rekorde. Der antarktische Eisschild ist die größte zusammenhängende Eismasse der Erde. Die Mächtigkeit dieses Eispanzers reicht von null bis nahezu 5.000 Metern. Zudem ist die Antarktis mit durchschnittlich 2.500 Metern der Kontinent mit der höchsten durchschnittlichen Geländehöhe. Die Antarktis ist der trockenste, windigste und kälteste Ort der Erde. Die tiefste jemals gemessene Temperatur wurde im Juli 1983 an der russischen Station Vostok verzeichnet. Sie betrug minus 89,2 Grad Celsius. Die sehr niedrigen Temperaturen in der Antarktis gehen im Wesentlichen auf den geringen Eintrag von Strahlungsenergie zurück. Im Südwinter – wenn auf der Nordhalbkugel Sommer ist – ist der Südpol von der Sonne weg geneigt. Dann ist es dort rund um die Uhr dunkel. Im Südsommer wiederum führt das starke Reflektionsvermögen (Albedo) des Schnees dazu, dass sich die Region kaum aufheizt.
Starke regionale Unterschiede
In den Küstengebieten der westlichen Antarktis herrscht ein eher ozeanisches, in der zentralen östlichen Antarktis ein eher kontinentales Klima. Allgemein nimmt die Temperatur von den Küsten zum Landesinneren ab, weil sich die Küsten unter dem Einfluss des Meeres nicht so stark abkühlen. Die mittlere Wintertemperatur beträgt an den Küsten minus 20 bis minus 30 Grad Celsius. Im Landesinneren liegen die Temperaturen im Winter mit minus 60 bis minus 70 Grad Celsius deutlich darunter. Nur einige Gebiete der Antarktischen Halbinsel erreichen im Sommer regelmäßig Temperaturen über dem Gefrierpunkt. Hier sind auch die Auswirkungen des durch den Klimawandel bedingten Temperaturanstiegs am deutlichsten.
Ein Lebensraum für Spezialisten
Insgesamt herrschen in der Antarktis Bedingungen, die das Überleben zur Herausforderung machen: starke Eisbedeckung, wenig Licht, trockene, sehr salzhaltige Böden und extrem kurze Vegetationsperioden. Einige Arten aber konnten sich daran anpassen. Den größten Teil der Vegetation machen blütenlose Arten wie Flechten und Moose sowie Algen und Pilze aus, von denen über tausend Spezies bekannt sind. Darüber hinaus gibt es sogar zwei Arten von Blütenpflanzen, die Antarktische Schmiele, ein Gras, und die Antarktische Perlwurz, ein Nelkengewächs. Beide kommen vor allem auf der Antarktischen Halbinsel vor, also in einem Gebiet mit eher ozeanischem Klima.
Krill als Nahrungsquelle der Tiere
Auch die Zahl der höheren Tierarten in der Antarktis ist aufgrund der extremen Lebensbedingungen relativ gering. Viele leben ausschließlich in den schmalen, eisfreien Küstengebieten, alle sind auf das Meer als Nahrungsquelle angewiesen. Das wohl wichtigste Glied im Nahrungsnetz des Südpolarmeeres ist der Antarktische Krill, ein vier bis sechs Zentimeter langer garnelenartiger Krebs. Er ernährt sich hauptsächlich von Kieselalgen und Zooplankton. Der Krill ist die Nahrungsgrundlage für Tintenfische, Knochenfische, Pinguine und Seevögel, Robben und Wale. Hinzu kommen rund 200 Fischarten, die im Küstenbereich unter dem Eis leben. Davon gehören 96 Arten zu den Antarktisfischen und den Eisfischen, einer besonders an das Leben bei sehr niedrigen Temperaturen angepassten Gruppe, die zum Teil sogar Gefrierschutzproteine im Blut haben.
Maskottchen im Frack
Die wohl bekanntesten Tiere der Antarktis sind die Pinguine. Diese flugunfähigen Tauchvögel kommen ausschließlich auf der Südhalbkugel vor. Aber nur fünf der insgesamt achtzehn bekannten Pinguinarten sind echte Antarktisbewohner, die ausschließlich auf dem Kontinent, dem angrenzenden Festeis oder den benachbarten Inseln brüten. Die bekannteste Art ist der Kaiserpinguin, der größte Tauchvogel der Erde und der einzige ständige Antarktisbewohner.
Die anderen vier Pinguinarten der Antarktis und der subantarktischen Inseln sind der Zügelpinguin, der Eselspinguin, der Goldschopfpinguin und der Adeliepinguin. Neben den Pinguinen kommen in der Antarktis mehr als 20 weitere Arten von Seevögeln vor, unter anderem Albatrosse, Sturmvögel, Raubmöwen und Seeschwalben.
Große Säuger in großer Zahl
Hinzu kommen die großen Säugetiere – die Robben und die Wale, die zum Teil in großer Zahl die Antarktis, die umliegenden Inseln beziehungsweise das Südpolarmeer bevölkern. So wird allein die Weltpopulation der antarktischen Krabbenfresserrobbe auf bis zu zwölf Millionen Tiere geschätzt. Diese enorme Zahl ist vor allem auf das massenhafte Vorkommen des Antarktischen Krills zurückzuführen.
Von den weltweit etwa 80 Walarten sind 14 Arten in der Antarktis heimisch und regelmäßig im antarktischen Sommer dort zu finden; darunter allein sechs Bartenwale: der Blauwal als größtes Säugetier der Erde, der Finnwal als zweitgrößtes Säugetier, der Seiwal, der Buckelwal sowie der Antarktische und der Gemeine Zwergwal. Hinzu kommen sieben Zahnwalarten, wie der Schwertwal, der Pottwal oder Entenwale.
