
Hintergrundfoto: Alfred-Wegener-Institut/Hendricks
Deutschlands Handlungsschwerpunkte in der Antarktis
Klimaveränderungen in der Antarktis haben Auswirkungen auf das Klima weltweit. Gleichzeitig reagiert das einzigartige natürliche Ökosystem der Antarktis seinerseits sensibel auf den globalen Klimawandel. Deutschland engagiert sich daher stark in der Antarktis – in der Forschung, in der Politik und bei konkreten Schutzmaßnahmen. Heute rücken in der Forschung neben den traditionellen Gebieten wie Ozeanographie, Geologie, Biologie, Glaziologie und Meteorologie immer mehr Fragestellungen zum Thema Klimawandel in den Vordergrund. Ein Beispiel: In dem bis zu 4,5 Kilometer dicken Eispanzer der Antarktis sind Klimadaten der Erdgeschichte gespeichert. Die winzigen im Eis eingeschlossenen Luftblasen sind bis zu eine Million Jahre alt und geben Hinweise auf die natürliche Entwicklung der Atmosphäre. Davon erhofft man sich Rückschlüsse darauf, wie die vom Menschen verursachte Umweltverschmutzung Klimaveränderungen bewirkt. Das ist eine wichtige Grundlage, um künftige Entwicklungen zu prognostizieren. Wie dringlich der Klimawandel bekämpft werden muss, wurde erst kürzlich in der auch von Deutschland unterstützten Erklärung von Madrid betont – auf einer von Spanien anlässlich des 30. Jahrestages der Zeichnung des Umweltschutzprotokolls am 4. Oktober 2021 veranstalteten Tagung. Eine konkrete Schutzmaßnahme, die zur Bewahrung der antarktischen Biodiversität und zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels in und um den Kontinent beiträgt, ist die Ausweisung eines repräsentativen Netzwerks von Schutzgebieten.
Schutzgebiete in der Antarktis
Über den Kontinent verteilt existieren bereits 76 besondere antarktische Schutzgebiete (Antarctic Specially Protected Area – ASPA), die im Laufe der Jahre auf den Konsultativtagungen zum Antarktis-Vertrag (ATCM) ausgewiesen worden sind. Auch Deutschland bemüht sich derzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes darum, weitere Gebiete zu identifizieren, die in den kommenden Jahren den Schutzstatus eines ASPA durch die ATCM erhalten könnten. Die Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) hat Meeresschutzgebiete südlich der Süd-Orkney-Inseln (seit 2009) und im Rossmeer (seit 2016) eingerichtet. Deutschland und die Europäische Union setzen sich seit dem Jahr 2016 dafür ein, ein Meeresschutzgebiet im besonders artenreichen antarktischen Weddellmeer einzurichten. Der Vorschlag für das Weddellmeer umfasst eine Fläche von rund 2,2 Millionen Quadratkilometern und wäre damit das weltweit größte marine Schutzgebiet. Der von Deutschland initiierte Vorschlag für das Weddellmeer findet mittlerweile die Zustimmung der meisten CCAMLR-Mitgliedstaaten. Auch ist Deutschland Mitantragsteller eines von Australien und Frankreich initiierten Vorschlags für ein weiteres Meeresschutzgebiet in der Ostantarktis. Ferner unterstützt Deutschland ein von Argentinien und Chile geplantes Schutzgebiet an der Antarktischen Halbinsel.
Ein besonderer Schutzstatus für den Kaiserpinguin
Deutschland bemüht sich indes nicht nur darum, den Lebensraum vieler Tierarten in der Antarktis zu schützen und für künftige Generationen zu bewahren. Im Fokus des deutschen Engagements steht auch eine konkrete Tierart: der Kaiserpinguin. Die größte Pinguinart der Welt ist nicht nur eine Art Maskottchen für die Antarktis selbst, sondern traurigerweise auch Sinnbild für die Auswirkungen des Klimawandels. Hauptsächlich durch die globale Erwärmung ist der Kaiserpinguin einer zunehmenden Bedrohung ausgesetzt. Auf lange Sicht möchte Deutschland daher die Art unter den besonderen Schutz des Umweltschutzprotokolls stellen lassen.
Touristenströme lenken
Ein Thema ist auch der Tourismus in der Antarktis. Er zählt zu den friedlichen Nutzungen des Kontinents im Sinne des Antarktis-Vertrags, der aber den strengen Anforderungen des Umweltschutzes genügen muss. Das international stark gestiegene Interesse, insbesondere an Antarktis-Kreuzfahrtreisen, erhöht den Druck ausgerechnet in jenen Regionen, die bereits besonders vom Klimawandel betroffen sind. Deutschland engagiert sich seit langem für einen nachhaltigen Tourismus und sieht insbesondere durch den kontinuierlichen Anstieg der Besucherzahlen und die steigende Diversifizierung touristischer Aktivitäten einen verstärkten Handlungsbedarf. So leitete Deutschland eine Arbeitsgruppe der Vertragsstaaten, die auf der Sitzung des Ausschusses für Umweltschutz in Paris 2021 neue Richtlinien für Besucher in der Antarktis beschlossen hat (Resolution 4 (2021)). Auch hat Deutschland den Beschluss unterstützt, Beobachter von Vertragsstaaten an Bord von Kreuzfahrtschiffen im Antarktis-Vertragsgebiet einzusetzen, um zu kontrollieren, ob die Bestimmungen eingehalten werden. (Resolution 9 (2021)). Diese Maßnahme wird bereits erfolgreich in Kooperation mit deutschen Kreuzfahrtanbietern praktiziert. Deutschland befürwortet darüber hinaus einen umweltverträglichen Tourismus von Segeljachten in der Antarktis und hat wesentlich zu den Bestimmungen für sichere Jachtreisen beigetragen.
